


Unser nächstes Etappenziel ist Kamanjab. Mehr eine Tankstelle mit Supermarkt, als ein Ort, aber zum einen ein guter Ausgangspunkt, um den westlichen Teil des Etosha Nationalpark zu besuchen, zum anderen die wohl südlichste Gelegenheit, um ein Himbadorf zu besuchen und deren Lebensweise kennen zu lernen.
Der Weg von Swakopmund ist lang und staubig und hat wenig zu bieten. In Kamanjab haben wir im Oppi-Koppi Restcamp übernachtet - einfach, aber sauber.
Himba

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Vom Oppi-Koppi Restcamp aus kann man das Otjikandero Himba Orphan Village besuchen. Dieses Projekt für Himba-Waisenkinder wurde 1999 von Jaco Burger gegründet, der eine Himba-Frau geheiratet hat, die an Leukämie erkrankt war und somit keine eigenen Kinder bekommen konnte. Heute bietet das Village geführte Touren an, in denen ein englisch-sprachiger Himba-Mann durch das Dorf führt und über die Bräuche und Traditionen der Himba erzählt. Neben den vielfältigen Informationen wird auch die Gelegenheit geboten, Fotos zu machen.
Nun kann man natürlich, wie immer bei solchen Angeboten, schon berechtigterweise fragen, ob es sich hier um Kommerz oder Kultur handelt und was die Himba von diesen Touren haben. Auch stellt sich natürlich die Frage, wie authentisch so ein Erlebnis letztlich ist. Dennoch sehe ich es als eine der wenigen Möglichkeiten, überhaupt noch Völker und deren Traditionen am Rande der sogenannten Zivilisation kennen zu lernen und letztlich muss auch jeder für sich selbst entscheiden, ob eine solche Tour gemacht wird oder nicht.


Die Himba (oder OvaHimba in der eigenen Sprache) sind ein halb-nomadisches Volk, das im Nordwesten Namibias und in Angola beheimatet ist. Die Männer ziehen dabei als Hirten mit ihrem Vieh von Weidegrund zu Weidegrund und legen dabei oft hunderte von Kilometern zu Fuß zurück. Die Frauen leben mit den Kindern in Dorfgemeinschaften, die sie nur gelegentlich zurücklassen, um sich woanders neu anzusiedeln. Dabei werden die Hütten der Dörfer zurückgelassen und später erneut verwendet. Die Himba gehören zu den letzten Völkern, die noch weitgehend unberührt von der Zivilisation leben.


In unserer Runde durch das Dorf wurden uns einige der Traditionen erklärt. So tragen die Frauen - nur die Frauen - eine Art Creme aus Butterfett und Ockerfarbe, die sie regelmäßig auf den ganzen Körper auftragen. So schützen sie sich vor der Sonne und vor Stechmücken und nebenbei gilt dies als Schönheitssymbol. Auch auf die Haare wird diese Creme aufgetragen. Die Frisuren beschreiben jedoch auch den sozialen Stand eines Familienmitgliedes. Mädchen tragen ihr Haar vor der Pubertät in langen, mit Perlenschnüren verzierten und ins Gesicht fallenden Fransen. Sind die jungen Frauen heiratsfähig, tragen sie zwei zur Stirn gerichtete Zöpfe. Verheiratete Frauen tragen das Haar schulterlang und aus dem Gesicht gekämmt. Oft werden die Haare dann noch mit einer Art Extensions verlängert. Männer tragen, wenn sie unverheiratet sind, einen Irokesenschnitt, verheiratete Männer tragen ein schwarzes Kopftuch.


Ein besonderes Merkmal ist das Fehlen der unteren vier Schneidezähne, die in jungen Jahren herausgebrochen werden. Mit einem speziellen Holzstück werden die Zähne ohne Narkose herausgeschlagen, wobei im Anschluss die Blätter des Mopane-Baumes zu Schmerzstillung und Desinfektion verwendet werden. Grund ist, dass durch die fehlenden Schneidezähne die Sprache der Himba besser gesprochen werden kann.
Wir haben mit einer Himba-Mutter in einer Hütte gesessen und sie war sehr genant uns ihre Zahnlücke zu zeigen. Als Nils ihr dann die bei uns "traditionell" oft zum Einsatz kommende Zahnspange gezeigt hat, musste sie lachen und hat uns auch ihre Zahnlücke präsentiert. So einfach kann Völkerverständigung manchmal sein.





