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So schön so ein mediterraner Ort wie Funchal auch ist, so beginnt für uns Naturfreunde Madeira doch erst so richtig außerhalb der Stadt. Madeira hat spektakuläre Steilküsten, hübsche kleine Fischerdörfer und tolle Wanderwege und das Alles (fast) immer mit Blick auf den rauen Atlantik, der auch im Sommer kaum zum Baden einlädt. Wobei es auf Madeira mit einer Ausnahme - einem künstlichen Sandstrand in Calheta - sowieso keine Badestrände gibt. Vielmehr badet man in natürlichen, als Schwimmbäder angelegten, Felsenpools.
Wie eingangs beschrieben, sind die Reisebeschreibungen diesmal nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern in geografische Regionen aufgeteilt. Dieser Abschnitt befasst sich mit der Südküste zwischen dem Lido (Funchal West) und Ponta do Pargo, der äußersten westlichen Spitze der Insel.











Wie so oft auf unseren Reisen - in Städten - haben wir auch auf Madeira an den ersten beiden Tagen den allseits beliebten Hop-On-Hop-Off-Bus genommen, um uns zu orientieren. Auf Madeira fährt dieser auf seinen Routen nicht nur in das Stadtzentrum, sondern auch westlich der Stadt in das Fischerdörfchen Câmara de Lobos, einem ebenso touristischen wie charmanten Örtchen.
Câmara de Lobos ist eines der ältesten Fischerdörfer auf Madeira. Der Ortsname bedeutet „Höhle der Mönchsrobben“. Câmara de Lobos erhielt seinen Namen von den Entdeckern João Gonçalves Zarco und Tristão Vaz Teixeira, aufgrund der vielen Robben, die zu jener Zeit dort lebten. Heute werden jedoch an diesem Küstenabschnitt kaum mehr Mönchsrobben gesichtet. Charakteristisch sind die vielen bunten Fischerboote am Hafen. In den engen Gassen leben heute noch kinderreiche Fischerfamilien. Gegen Abend kann man dann die Vorbereitungen der Fischer für die Ausfahrt vom Kai aus beobachten. Hier werden auch die meisten Espadas, die Fischspezialität Madeiras, gefangen. Allerdings können die Menschen hier heute nicht mehr alleine vom Fischfang leben, was dazu führt, dass die Fischer schon vormittags am Hafen sitzen und Karten spielen. Irgendwie ist das traurig anzusehen, da es neben den Fischern vielfach auch deren Kinder betrifft, die scheinbar wenig Zukunft hier haben.
Câmara de Lobos ist auch die Heimat des „Ponchas“, ein Getränk aus frisch gepresstem Zitronensaft, Honig und Zuckerrohrschnaps, das in den vielen kleinen Bars angeboten wird.
Der Fischerort Câmara de Lobos erlangte außerdem Berühmtheit, da der britische Premierminister Winston Churchill den Ort auf vielen seiner Bilder verewigte. Einige der damals entstandenen Bilder sind heute in seinem ehemaligen Wohnsitz in Kent (England) zu besichtigen. Die Stelle am Hafen, an der er saß und malte, ist heute mit einer Gedenktafel versehen.










Drei Kilometer westlich von Câmara de Lobos liegt Cabo Girão, die höchste Steilklippe Europas und die zweithöchste der Welt. Allerdings hängt das stark davon ab, wie man Steilklippe definiert - ab wieviel Grad ist die Klippe steil und muss die Klippe ins Meer abfallen oder gilt auch eine Steilwand in den Bergen als Steilklippe? Es gäbe noch viele weitere Definitionsformen, zusammengefasst bestimmt die Bezeichnung als "Höchste" wohl der jeweilige Tourismusmanager - Superlative verkaufen sich halt besser.
589 Meter über dem Meeresspiegel bietet eine Aussichtsplattform spektakuläre Ausblicke über die Küste bis hin nach Funchal. Der Clou für Schwindelfreie - also nicht für mich - ist dabei sicher der Glasboden im vorderen Teil der Plattform, von dem man senkrecht in die Tiefe schauen kann. Aber auch für Menschen wie mich ist der Punkt wirklich schön. Wir waren gegen Abend dort, nicht direkt zum Sonnenuntergang, sondern ca. 1 Stunde davor. Das war eine gute Zeit. Ausflugsbusse waren bereits weg und Sonnenuntergangsanbeter noch nicht da. So konnte man ziemlich ungestört den Ausblick genießen. Cordu war natürlich auch auf dem Glasboden bzw. ganz vorne an dem Glasgeländer - da wird mir schon beim Hinschauen schwindelig.






Der nächste Stopp ist einer mit Hindernissen - zumindest für uns. Er nennt sich Fajã dos Padres und ist ein Strandabschnitt mit Gärten und Restaurant an einer Steilklippe. Das Besondere ist, dass man dort nur entweder mit einer Seilbahn 300m steil nach unten oder über den Seeweg hinkommt. Wir haben uns für die Seilbahn entschieden. Dort angekommen verlangt doch der Betreiber von uns glatt neben dem Impfnachweis einen zusätzlichen negativen Corona-Test - also 2Gplus! Bis dato haben wir nicht einmal irgendwo auch nur den Impfnachweis zeigen müssen (außer bei der Einreise) und jetzt das. Tatsächlich gilt seit heute eine neue strengere Regel auf Madeira und ausgerechnet hier in der Pampa wird sie kontrolliert. Der Rest ist Geschichte - wir haben den Test in Funchal gemacht und sind am nächsten Tag wiedergekommen, schon aus Prinzip. Es blieb der einzige Ort auf der ganzen Insel, an dem wir etwas haben vorzeigen müssen.
Fajã dos Padres ist ein Garten mit Mangos, Avocado Bäumen und Bananenstauden. Der Ort wird Fajã dos Padres genannt, da sich dort früher Jesuitenmönche im Sommer zurückzogen. Über einen Weg durch die Gärten gelangt man zu einem Restaurant am Strand, wo man gemütlich sitzen kann. Alles in allem kein spektakulärer Ort, aber ganz nett. Das ist sicher auch der Jahreszeit geschuldet, in der außer Bananen nicht viel wächst.




Kleiner Exkurs zum Thema Bananen - früher waren Bananen der Exportartikel Nummer Eins auf Madeira. Madeira exportierte seine Bananen stolz nach ganz Europa. Durch die „Bendy Banana Law“ der Europäischen Union, in der die Eigenschaften (Länge, Kurve usw.) einer Banane festgelegt werden, ist dies jedoch nicht mehr der Fall. In Europa dürfen demnach nur noch Bananen verkauft werden, die alle Eigenschaften des Gesetzes erfüllen. Madeira-Bananen sind jedoch meist kürzer. Daher können diese nicht mehr außerhalb Portugals verkauft werden. Wirklich verrückt, zumal Madeiras kleine Bananen wirklich köstlich sind.



Ebenfalls an der Südküste Madeiras liegt Ponta do Sol, der - angeblich - sonnenverwöhnteste Ort der Insel. Auch das kann man prima marketingtechnisch verwenden. Dies ist ein wirklich hübscher Ort mit kleinen Gässchen, einer Uferpromenade und jetzt, Anfang Dezember, komplett im Weihnachtsfieber - bei 20 Grad plus 😂. Es wird geschmückt, was das Zeug hält. Lichterketten, übergroße Weihnachtsmänner, künstlicher Schnee, ein Briefkasten für Wunschzettel an den Weihnachtsmann, eine große Krippe, Stände für einen Weihnachtsmarkt, u.v.m..
Die Portugiesen sind halt sehr gläubige Christen und da ist das Weihnachtsfest wichtig. Da will ich mich auch gar nicht drüber lustig machen, wir kennen das ja auch aus Florida bei noch wärmeren Temperaturen. Aber komisch ist es dennoch, so in kurzen Hosen und T-Shirt.
Hier gibt es auch ein schönes Hotel mit Blick aufs Meer, das wir bei unserer Buchung ebenfalls ins Auge gefasst hatten. Im Nachhinein sind wir aber froh, dass wir das nicht genommen haben, denn, obwohl es nur 23 Kilometer bis Funchal sind, zieht sich die Strecke schon und durch die Nähe unseres Hotels zur Innenstadt waren wir doch häufiger "mal schnell" in Funchal - zum Beispiel zum Abendessen.








Auf Madeira gibt es allerorten sogenannte "Miradouros", Aussichtspunkte, bei denen es sich lohnt einen Stopp einzulegen und ein paar Fotos zu machen. Oft liegen diese Aussichtspunkte hoch oben auf den Klippen mit atemberaubendem Blick. Sie sind in der Regel gut ausgeschildert und bieten somit auch mir als Fußkrankem eine gute Gelegenheit, Madeira ein wenig zu erkunden.
Auf diesem Weg sind wir an der Südküste noch an so manchem Ort vorbei gekommen. Manchmal haben wir nur einen Blick von oben genossen, manchmal sind wir auch durch die Orte gelaufen. In den meisten Fällen waren die Orte um diese Jahreszeit eher "tot". Auch wenn wir es ja mögen, den Menschenmassen aus dem Weg zu gehen, wenn gar nichts los ist und auch gar nichts auf hat, ist das auch blöd. Eine Ausnahme bildet der Ort Jardim do Mar. Hier war zwar auch wenig los, aber die kleinen, engen und steilen Gassen haben viel Charme. Hier haben wir dann auch sehr gemütlich in einem Gartenrestaurant im Hinterhof zu Mittag gegessen und fast ein wenig die Zeit vergessen - für unsere Verhältnisse.







