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Mit der Northumberland Ferry nach Wood Island erreichen wir schließlich die letzte Provinz unserer Kanada-Reise, Nova Scotia. Wir fahren weiter nach St. Peter's auf Cape Breton Island, hier ist es so nebelig, dass man kaum die Hand vor Augen sieht. Unser heutiger Tagesausflug führt uns zum historischen Fortress of Louisbourg. Es regnet in Strömen und man kann kaum 50 Meter weit gucken. Überall am Wegesrand stehen Schilder wie "Scenic Lookout", aber man sieht nichts als Nebel. Das Fortress ist dennoch fantastisch. Die Angestellten sind alle in Klamotten des 18. Jahrhunderts gekleidet und sehr hilfsbereit mit Erklärungen und Geschichten, die einen Einblick in das Leben des 18. Jahrhunderts geben. Man fühlt sich sofort in die Vergangenheit versetzt und ist mehr Einwohner, als Besucher. Zum Mittagessen geht's in ein Lokal mit original Speisen aus 1744 - rustikal, zünftig, lecker. Wir lernen zwei Torontonians auf Hochzeitsreise kennen und haben eine sehr abwechslungsreiche Konversation. Alles in allem ein prächtiges Ziel auch bei schlechtem Wetter.
Die originale Festung wurde zwischen 1720 und 1740 erbaut und war eine der größten und teuersten europäischen Festungen auf nordamerikanischem Land. Die Festung wurde von zwei Garnisonen in nähergelegenen Orten unterstützt. Die Festung unterlag einigen strategischen Fehlern, zum Beispiel der völligen Abwehrlosigkeit gegenüber Landstreitkräften, da der Hauptaugenmerk auf die Verteidigung gegen Seestreitkräfte gelegt wurde.
Die Festung und Teile der Stadt wurden in den 1960ern mithilfe von originalen Materialien und arbeitslosen Minenarbeitern rekonstruiert. Die Festung wird heutzutage von der Vereinigung der kanadischen Parks betrieben und unterhalten und dient als lebendes historisches Museum.














Das Wetter ist zum Glück besser geworden und so fahren wir nach Big Bras d'Or zu Jo van Scheick und seiner Familie. Sie kommen aus Holland und machen Bootstouren zu den Bird Islands zur Beobachtung von Puffins. Wir kaufen Tickets für die Tour um 13:30 Uhr - man sieht eine Menge Tiere, wie Bald Eagle, Puffins, Grey Seals und eine Menge anderer Vögel (Kormorane, Razerbirds, Seagulls, etc.). Die Tour ist sehr gemütlich und macht viel Spaß.







Weiter geht es nach Baddeck zum Alexander Graham Bell Museum - absolut nicht sehenswert, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Wir finden ein hübsches Hotel in Baddeck und gehen zum Lobster Supper - Cordus erster Lobster und ich glaube, sie braucht ein bisschen Zeit, bis zum nächsten Mal 🤭.
Heute ist das Wetter fantastisch. Wir fahren zum Cape-Breton-Highlands- Nationalpark. Hier wollen wir den Cabot Trail fahren. Der Cabot Trail bildet zwischen den Orten Cheticamp und Ingonish im nördlichen Cape-Breton-Highlands-Nationalpark eine Panoramastraße, die als eine der schönsten in Nordamerika gilt. Der Trail ist eine Ringstraße von ca. 300 km Länge. Er verläuft entlang der Westküste der Kap-Breton-Insel, quert an der Nordspitze die Cape Breton Highlands, richtet sich entlang der Ostküste wieder nach Süden und kehrt auf Höhe des Bras d’Or Lake durch das Tal des Margaree River wieder zurück zur Westküste. Der nördliche Teil des Trails verläuft durch den Cape-Breton-Highlands-Nationalpark. Wir sind heute irgendwie besonders lauffaul und so fahren wir große Teile der Strecke und machen nur ein paar Fotostopps und einen kleineren 20 Minuten Walk.
Wir erreichen Cheticamp am frühen Nachmittag und nach etwas Suche finden wir ein hübsches Zimmer für die Nacht. Nach ausgiebiger Diskussion mit der hiesigen Bootsgesellschaft entschließen wir uns zu einer weiteren Whale Watching Tour. Die Tour geht von 18 - 21 Uhr und wir sehen Minke Whales und Finnwale. Das hat sich tatsächlich gelohnt, war es doch zum damaligen Zeitpunkt die erste echte Walbeobachtungstour unserer "Karriere".
















Das Wetter ist schon wieder umgeschlagen, Regen und Nebel, also entschließen wir uns, Richtung Halifax zu fahren. Unterwegs besuchen wir die Glenora Single Malted Whiskey Distillery in Glenville. Man kann - umsonst - eine Führung durch die Brennerei machen und bekommt die gesamte Prozedur erläutert. Etwas schwer zu verstehen, aber letztlich haben wir das Wichtigste verstanden. Nächstes Abenteuer - wir bekommen ein Ticket wegen zu schnellen Fahrens. 127 km/h statt den erlaubten 100 km/h kosten uns 107,50 $, zahlbar direkt vor Ort beim Polizisten - teures "Vergnügen". Weiter geht es nach Halifax. Wir übernachten mal wieder in einem Holiday Inn für 2 Nächte. Eigentlich wollten wir noch ins Kino, aber 21 Uhr ist für uns ja quasi eine Spätvorstellung, also lassen wir das.




Wir genießen ein gemütliches und üppiges Frühstück auf dem Zimmer und fahren anschließend mit der Fähre nach Halifax. Das Wetter ist warm und sonnig mit einigen Wolken am Himmel, obwohl eigentlich Regen angekündigt war. Wir sind dankbar und genießen es in kurzen Hosen. Unser erster Besichtigungspunkt ist die besonders sehenswerte Zitadelle. Kostümierte Studenten spielen Soldaten "former times". Wir machen eine Führung in Englisch uns sehen und hören die Mittagskanone um 12 Uhr. Nach einem weiteren Rundgang in Eigenregie geht's zu den Historic Properties, dem schön restaurierten und zum Bummeln einladenden Hafenviertel. Wir kaufen Volk-Music, essen eine Kleinigkeit, Bummeln und beobachten die Marinesoldaten des im Hafen stationierten Flugzeugträgers "U.S.S. Dwight D. Eisenhower".


















Heute verlassen wir das Haus zunächst ohne Frühstück. Wir wollen möglichst schnell zu Peggy's Cove, denn das Wetter ist traumhaft - zwar etwas kühl aber wolkenlos. Später wird sich herausstellen, dass unsere Entscheidung goldrichtig war. Peggy's Cove ist ein wahrhaft wunderschönes Stück Erde. Wir besichtigen den Leuchtturm und das Fischerdörfchen in herrlichstem Sonnenschein. Hier gibt es auch das Fishermen's Monument, das ich mir allerdings wesentlich größer vorgestellt habe. Jetzt wird auch gefrühstückt und wir senden eine Postkarte an uns selbst vom Postamt im Leuchtturm aus.

















Wir fahren weiter nach Lunenburg. Das 90 km südwestlich von Halifax gelegene Hafenstädtchen Lunenburg war einst florierendes Zentrum der Fischerei- und Schiffsbauindustrie in Nova Scotia und ist eine der ältesten Siedlungen Kanadas. Lunenburg gilt als bestes Beispiel für eine von der britischen Regierung geplante Kolonialstadt und sowohl die abwechslungsreiche ortstypische Holzarchitektur als auch das gut erhaltene Gesamtbild der Stadt gaben im Jahre 1995 Anlass zur Ernennung Lunenburgs als UNESCO Weltkulturerbe. Unbeachtet der Topographie wurde der Stadt bei der Planung von London aus ein rechteckiges Straßennetz zugrunde gelegt, was zu parallelen, aber auch gefährlich steilen Straßen führte. Die größtenteils von Schiffsbauern entwickelten Holzhäuser sind Zeugen hochgradiger handwerklicher Fähigkeiten und der Farbenreichtum der Altstadt ist ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen aus aller Welt. Eine Tour auf dem Segelschiff der „Bluenose II“ gibt weitere Hinweise auf die bedeutende Schiffsbautradition in Lunenburg. Es ist ein Abbild des 1921 gebauten Segelbootes „Bluenose“, das am 26. März 1921 bei der Werft Smith & Rhuland vom Stapel gegangen ist, und sich durch ausgezeichnete Segeleigenschaften hervorhob.







Zum Abschluss unserer Reise fahren wir noch nach Wolfville, einer schnuckeligen kleinen Stadt mit vielen viktorianischen Häusern. Eines davon ist ein zauberhaftes Bed & Breakfast, das wir uns als finale Unterkunft gönnen. Hier haben wir eine Suite über der Garage mit Whirlpool und nutzen das gleich mal aus. Morgens gibt es dann das für diese Häuser übliche tolle Frühstück mit Blaubeerpfannkuchen, Äpfeln, Rhabarber, Kaffee, Tee, O-Saft und einer netten Konversation. Unser Tischnachbar Bill ist Bürgermeister einer kleinen französischen Stadt in Quebec. Er selbst ist aus Irland, seine Frau aus Cape Breton. Während Cordu mit ihr plaudert, unterhalte ich mich mit Bill über Politik und Wirtschaft - ganz schön schwierig! Jetzt wird nur noch etwas geshoppt und dann geht es wieder nach Halifax, von wo aus wir zurück nach Deutschland fliegen.









Fazit
Yo - wie schreibt man ein Fazit für eine Reise, die inzwischen 28 Jahre her ist?
Es war auf jeden Fall wieder eine tolle Reise, die wir in unserem Portfolio nicht missen möchten. Ein ganz großes Plus war sicher die, in der Anfangszeit unserer Reisetätigkeit oft genutzte, lange Zeit, die wir für die Strecke zur Verfügung hatten. Natürlich hat das auch eine negative Seite - wenn man so will - denn das bedeutet, das quasi der komplette Jahresurlaub "draufgegangen" ist. Die Route war gut gewählt mit unterschiedlichen An- und Abflughäfen und damit der Reise immer weiter gen Osten. Auch war es damals weitestgehend problemlos, sich für jede Nacht vor Ort eine Unterkunft zu suchen. Die Auswahl war groß, der Tourismus noch nicht so weit verbreitet wie heute und die Unterkünfte an die finanziellen Möglichkeiten junger Erwachsener angepasst - wir waren natürlich auch noch zwei Vollverdiener ohne Kinder!
Auch wenn wir damals noch nicht so "extrem" waren, wie heute, so hat uns doch auch 1997 schon das Reisen in der Natur ein gutes Stück besser gefallen, als die Zeit in den Städten mit den vielen Menschen, dem Gedränge und der Lautstärke. Ausnahme bildet hier eindeutig Quebec City, eine im touristischen Zentrum sehr gemütliche Stadt mit viel (französischem) Flair. Womit wir zu den Kontrasten zwischen dem englischsprachigen Teil Ostkanadas und dem französischsprachigen Teil kommen. Wir hätten im Vorfeld nicht geglaubt, dass das ein so großes Thema - insbesondere für die Kanadier - ist. Da gibt es Orte ganz nah beieinander und in dem einen wird nur Englisch gesprochen und in dem anderen nur Französisch. Der Kampf der französischsprachigen Kanadier um Unabhängigkeit vom Land war in vollem Gange und wurde verbissen geführt.
Das Wetter war uns auf dieser Reise nicht ganz so hold, wie wir das sonst so oft erlebt haben - obwohl die Reisezeit sicher gut gewählt war. Aber so ist das eben am rauen Atlantik. Zumindest wechselt das Wetter relativ häufig und wir hatten nicht dauerhaft Regenwetter. Ist ja meist nur für die Fotos nicht so gut, ansonsten kann man sich ja entsprechend kleiden und sich nicht so anstellen.
Wir haben uns übrigens damals gesagt, dass wir auf jeden Fall einmal die Naturschönheiten des Westens Kanadas besuchen wollen. Bis heute ist es dazu nicht gekommen - mal sehen, ob wir das noch schaffen!

