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Reykjavik
Wie fast (einige wenige nehmen den Seeweg mit dem eigenen Auto) alle Reisenden, landen auch wir in Keflavik auf dem internationalen Flughafen von Island. Der Flug verläuft problemlos - wir brauchen etwa 3,5 Stunden reine Flugzeit. Gegen WOW Air können wir nichts sagen, es gab zwar etwas Verspätung, aber unbedeutend und wenn es auch, wie bei allen sogenannten "Billig-Fliegern", Essen und Getränke nur gegen Aufpreis gibt, so war alles Andere gut und es gab sogar recht viel Beinfreiheit. Nach einem kurzen Telefonat mit der Autovermietung wurden wir vom Flughafen mit einem Shuttle abgeholt und zum außerhalb gelegenen Vermieter gebracht. Am Schalter wird einem dann erst einmal klar gemacht, was nicht versichert und auch nicht versicherbar ist - Reifen, Schäden durch das Öffnen der Türen bei extrem windigem Wetter, Absaufen beim Durchqueren von Flüssen. Bei letztem Punkt wird herzhaft gelacht - zumindest bei denen, die Englisch verstehen - es wird uns aber glaubhaft versichert, dass das allein letzten Sommer mindestens 5 Mal vorgekommen ist. Ahhhh ja!
Wir unterschreiben also alles und bekommen einen Suzuki Grand Vitara mit fast 100.000 Kilometern - das ist wohl die (zweit-)schlechteste Karre, die uns je angeboten wurde (der Toyota Avanza aus Südafrika 2012 toppt alles). Aber sie fährt und wir sind genügsam, also ab zum Hotel in Reykjavik.
Reykjavik und Kevlavik liegen etwa 1 Stunde Fahrtzeit auseinander. Das Hotel ist schnell gefunden und jetzt heißt es nur noch Essen und ab ins Bett. Essen Gehen ist zwar erwartungsgemäß teuer, aber Essen kann man in Island wirklich gut, Fleisch und Fisch sind ausgezeichnet.


Wir haben uns für Reykjavik einen Tag Zeit genommen, was absolut ausreichend ist, um alles zu sehen, was interessant ist. Viele Island-Reisende lassen Reykjavik ganz aus und fahren direkt in die Wildnis - unseres Erachtens ist ein Tag in Reykjavik aber durchaus lohnenswert. Wir haben Glück, denn als wir aufwachen scheint die Sonne und es ist kein Wölkchen am Himmel. Wer nach Island reist, für den ist der Blick nach dem Wetter (sei es per App oder einfach nur der Blick nach oben) so selbstverständlich wie Zähneputzen, wird aber deutlich häufiger vorgenommen. Der Isländer sagt "wenn Dir das Wetter nicht gefällt, warte 10 Minuten". Auch wenn das natürlich bewusst übertrieben ist, so ändert sich das Wetter tatsächlich mehrmals am Tag und wenige Kilometer weiter kann es auch schon wieder ganz anders aussehen. Ende März ist ein Tag mit so viel Sonne absolut nicht selbstverständlich und wir legen entsprechend gut gelaunt los. Keine 5 Minuten Fußweg vom Hotel liegt die Harpa, das Opernhaus von Reykjavik. Die Harpa ist quasi das Pendant zur Elbphilharmonie in Hamburg - ein super moderner Bau, der die Meinung spaltet und es hat entsprechend lange gedauert, bis die Isländer das Gebäude angenommen haben.
Das Gebäude beherbergt sowohl das Isländische Sinfonieorchester als auch die isländische Oper und gilt mit der vom Künstler Ólafur Eliasson gestalteten Fassade als architektonische Attraktion und neues Wahrzeichen der Hauptstadt. Der Name wurde im Laufe des Jahres 2009 durch einen Wettbewerb ermittelt. Mithilfe einer Ausschreibung, zu der mehr als 4.000 Vorschläge eingereicht wurden, suchte man nach einem isländischen Namen, der auch in anderen Sprachen leicht ausgesprochen werden konnte. Gewählt wurde der Frauenname Harpa (= Harfe). Auffallend ist die Umhüllung des Gebäudes, die von dem isländischen Künstler Ólafur Elíasson, inspiriert von den unterschiedlichen Lichtstimmungen seiner Heimatinsel, entworfen wurde. Sie besteht aus einer wabenartigen Struktur aus dichroitischem Glas, das je nach Wetter auf die wechselnden Tageslichtfarben reagiert. Man kann in dem Gebäude eine Führung unternehmen, man kann aber auch so hinein und bis auf die Veranstaltungshallen überall hin und in die Stimmung des Gebäudes am Hafen eintauchen.
Harpa









Unweit der Harpa, nur wenige Gehminuten am Wasser entlang kommt man zu der Skulptur "Sólfar" oder "Sonnenfahrt". In Jón Gunnar Árnasons Werk spielen Licht, Sonne, Hoffnung und Freiheit eine bedeutende Rolle. Ein Kunstwerk sollte seiner Meinung nach auch immer eine die einfache Interpretation übersteigende Bedeutung in sich tragen, weshalb für ihn die Skulptur niemals nur ein Schiff hätte sein können. Sólfar war für ihn ein Traumboot, eine Ode an die Sonne, es symbolisiert das Versprechen neuen, unentdeckten Landes. Es ragt in das Wasser hinein, so als ob die Entdeckungsfahrt gleich beginnen könnte. Es war nicht vordergründig als Wikingerschiff konzipiert. Allerdings arbeitete der Künstler auch bewusst mit den Formen, die die Geschichte der Isländer prägen, weshalb die Ähnlichkeit mit einem Wikingerschiff daher auch wieder nicht verwunderlich ist.
Wie so oft in touristisch eher stark frequentierten Gebieten ist es auch hier nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, das Kunstwerk ohne Menschen abzubilden. Schließlich muss jeder ein Handyfoto von sich mit Sólfar im Hintergrund besitzen. Ich bin leicht genervt, aber was soll's - Augen zu und durch.
Sólfar


Von hier aus laufen wir in die Stadt. Unser Ziel ist die Hallgrímskirkja, das größte Kirchengebäude in Island. Mit 73 Metern ist sie sogar das zweitgrößte Gebäude in ganz Island. Vor allem für Touristen ist die Hallgrímskirkja ein sehr beliebter Anlaufpunkt, da sie aufgrund ihrer Positionierung einen erstklassigen Überblick über ganz Reykjavik ermöglicht. Der Kirchturm kann mit einem Aufzug "erklommen" werden und bietet so einen atemberaubende Blick. Die Plattform befindet sich dabei direkt unter dem Glockenstuhl und somit am höchsten Punkt Reykjaviks. Das können wir uns bei diesem schönen Wetter natürlich nicht entgehen lassen. Die Aussicht ist super und man bekommt einen schönen Eindruck von der ebenso kleinen, wie charmanten Stadt. Vielleicht ist es aber auch nur unser Faible für die vielen bunt bemalten Häuser, die insbesondere bei schönem Wetter dieses romantische Skandinavien-Feeling aufkommen lassen, was wir so gerne mögen.
Hallgrimskirkja








Auffallend an der Hallgrímskirkja ist die Ähnlichkeit der Betonpfeiler, die sich in großer Zahl um den Turm der Kirche aneinanderreihen, mit Basaltsäulen, einem gängigen Motiv der isländischen Landschaft. Vor der Kirche befindet sich eine Statue von Leif Eriksson, einem isländischer Entdecker, Beiname „der Glückliche“.
Gemäß der "Eiríks saga rauða" fuhr er um das Jahr 1000 von Grönland nach Norwegen, um dort am Königshof aufgenommen zu werden. Nachdem dies gelungen war, entdeckte er auf der Rückreise nach Grönland unbekanntes Land, rettete überdies noch Schiffbrüchige und bekehrte nach seiner Ankunft die Grænlendingar zum Christentum. Bei einer weiteren Fahrt nach dem neu entdeckten Land erkundete Leif mit anderen weitere Gebiete an der nordamerikanischen Küste, darunter Helluland, Markland und schließlich auch Vinland. Die geographische Zuordnung dieser Gebiete ist umstritten. Aufgrund der Funde in L’Anse aux Meadows wird Vinland häufig mit Neufundland gleichgesetzt.


Zeit für einen Stadtbummel und einen Kaffee. Früher waren die bunten Häuser in der Stadt tatsächlich aus Holz. Trotzdem Holz ein rares Gut auf Island ist und das raue Wetter das Holz sehr pflegeintensiv macht, war es doch lange Zeit das bevorzugte Material. Heute sind alle Hausfassaden aus Metall, um feuersicher zu sein - Vorschrift. Man sieht das aber erst, wenn man fast davor steht. In der Stadt gibt es die zu erwartenden Geschäfte - Outdoor-Bekleidung, Souvenirs, Islandpullover, Kunsthandwerk, u.s.w.. Nett zum Bummeln und mit niedlichen kleinen Cafés.




Ein Muss hat der Tag noch im Angebot. In Reykjavik gibt es ein Walmuseum - "Whales of Iceland". Für mich als großen Walfan ein absolutes Muss (Cordu fand es aber auch gut). Insgesamt 23 lebensgroße Modelle von Walen, die in den Gewässern in und um Island gefunden wurden, sind hier ausgestellt. Neben Schaukästen und Informationstafeln über die verschiedenen Walarten, kann man auch den eigenartigen Walgesängen über Kopfhörer lauschen. Hier bekommt man ein Gespür für die wahre Größe der Tiere und fühlt sich durch das blaue Licht und die Geräusche ein wenig, als wäre man selbst unter Wasser. Sehr beeindruckend ist zum Beispiel der Blauwal, der als eines der größten Tiere gilt, die jemals auf Erden gelebt haben. Sie erreichen die Länge eines Airbus A320 und das Gewicht eines Jumbo Jets. Der hier ausgestellte Blauwal hat eine Länge von 25 Metern.
Die Fotos sind aus der Hand mit sehr hoher ISO-Zahl entstanden - man möge die Pixel verzeihen.

Narwal

Orca

Finnwal

Narwal
Nach dem Abendessen bin ich nochmal raus zur Harpa und zur Statue Sólfar, um ein paar Impressionen bei Dunkelheit zu erhaschen. Die Harpa wird Abends in verschiedenen Farben angeleuchtet, was durchaus ganz nett aussieht. Es wird übrigens Ende März schon wieder recht spät dunkel. Sonnenuntergang ist um 20:00 Uhr und somit ist es erst gegen 21:00 Uhr dunkel.




