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Sevilla ist die vierte und letzte der großen andalusischen Städte, die wir besichtigen. Mit knapp 700.000 Einwohnern ist Sevilla die viertgrößte Stadt Spaniens und schon eine echte Metropole, mit riesigen, mehrspurigen Alleen, verschiedenen Stadtteilen und auch flächenmäßig großer Ausdehnung. Sevillas Altstadt ist die größte Spaniens und neben Venedig sowie der Altstadt von Genua eine der größten Altstädte Europas.
Wir übernachten im H10 Corregidor Boutique Hotel, ein schönes Hotel mit recht kleinen Zimmern, aber gut gelegen, um die Stadt entweder zu Fuß oder mit dem Bus zu besichtigen. Allerdings hatten wir hier einen Schreckmoment, als Cordu im Fahrstuhl stecken geblieben ist! Es hat etwa 20 Minuten gedauert, bis sie aus dem engen Fahrstuhl mit etwas Klettern befreit werden konnte - das war ein wenig erschreckend, zum Glück hat sie keine Platzangst.

Auch Sevilla besitzt mehrere UNESCO-Welterbestätten, da ist Andalusien schon reich beschenkt. Eine dieser Stätten ist die Kathedrale Maria de la Sede, die drittgrößte Kathedrale weltweit. Nur der Petersdom im Vatikan und die St. Paul's Cathedral in London erreichen noch größere Dimensionen. Sie ist an einem Standort gebaut worden, an dem sich im 12. Jahrhundert die Große Moschee befand. Hier wurde der heutige Prachtbau im gotischen Stil von 1401 bis 1519 auf den Überbleibseln der arabischen Mezquita Major errichtet. Die Kathedrale ist 115 Meter lang und 76 Meter breit. Das mittlere Kirchenschiff ist insgesamt 42 Meter hoch. Der Innenraum der Kathedrale zieht die Blicke mit seinem Reichtum an Steinen sowie überdimensional großen Gitter- und Glasfenstern auf sich. Im Raum befindliche Säulen strahlen eine ungeahnte Leichtigkeit aus. Und dennoch verdeutlichen die Säulen auf eindrucksvolle Weise, wie hoch der Kirchenbau mit seinen seitlich angeordneten Kapellen und den fünf Schiffen eigentlich ist. Mit Ausnahme des zentralen Bereichs wird das Schiff mit einem einfachen Kreuzgewölbe überdeckt. Dieses im spätgotischen Stil angefertigte Kreuzgewölbe ist auf einer atemberaubenden Höhe von 56 Metern positioniert. Es lohnt sich, einen Blick auf den im Boden positionierten Spiegel zu werfen. Denn von diesem Standpunkt aus können Besucher die Kreuzgewölbearbeiten besonders gut in Augenschein nehmen.


Die Kathedrale von Sevilla ist ein Sammelsurium prunkvoller Grabplastiken, die größtenteils aus der Zeit des Mittelalters stammen. Einer der Besuchermagneten ist das Grab des Seefahrers Christopher Kolumbus, das im Jahr 1902 an Ort und Stelle errichtet wurde. Für lange Zeit wussten Historiker aufgrund der häufigen Überfahrten über den Atlantik nicht, wo sich die Überreste des Entdeckers befanden. Erst vor wenigen Jahren – 2006 – konnten Erbgutuntersuchungen die Identität des bekannten Spaniers nachweisen. Gesichert ist allerdings, dass die Leiche von Kolumbus einige Jahre nach dessen Tod 1506 in die Stadt Sevilla überführt wurde. Im Jahr 1596 wurden die Überreste von Christopher Kolumbus zuerst nach Santo Domingo und später nach Havanna überliefert. Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Überreste wieder nach Sevilla zurückbefördert. Das heutige Grabmal des Seefahrers setzt sich aus vier Sargträgern zusammen, die die vier spanischen Königreiche Kastilien, Aragón, Navarra und León symbolisieren. Der Sarkophag ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der Kathedrale von Sevilla.



Ein weiteres Herzstück der Kathedrale sind zwei Orgeln, die spiegelbildlich zueinander in zwei Jochen (Achsabstand zwischen zwei Säulen oder Pfeilern) aufgebaut sind. Das Instrument ist ein Werk des Künstlers Aquelino Amezua aus dem Jahr 1901.


Das Minarett (Gebetsturm) der Hauptmoschee von Sevilla befindet sich in der Kathedrale. Der Name kommt vom Wetterhahn, der auf dem Turm thront und als Giraldillo bekannt ist. Der Turm besteht aufgrund seiner komplexen Geschichte aus mehreren perfekt mit Dachziegeln gedeckten Abschnitten und steht exemplarisch für den Schmelztiegel der Kulturen in der Stadt. Für den Bau des islamischen Turmabschnitts kann man an seinem Fuß erkennen, dass die Reste einiger Gebäude und Bestuhlungen der römischen Hispalis verbaut wurden, wie man an den verschiedenen Quadersteinen mit lateinischer Inschrift erkennen kann. Der Hauptabschnitt hat einen quadratischen Grundriss und der obere Bereich ist im Renaissancestil gehalten, was von Hernán Ruiz II abgeschlossen wurde.
Die Giralda kann man besteigen und von hier oben hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und die direkte Umgebung der Kathedrale.


In Sevilla haben wir uns dann auch zum ersten Mal eine Stierkampfarena von innen angeschaut. Man mag ja dem blutigen Spektakel eines Stierkampfes durchaus skeptisch gegenüber stehen, insbesondere als Nicht-Spanier, aber das sollte man im Wesentlichen für sich behalten. In Spanien ist der Stierkampf in aller erster Linie Tradition und das muss man als Besucher meines Erachtens respektieren. Stierkämpfe, so hat man uns erzählt, sind absolute Großereignisse, Monate vorher ausverkauft und die Toreros werden heute so sehr verehrt, wie in früheren Zeiten. Trotz durchaus auch in Spanien selbst lauten Protesten hat die Regierung den Stierkampf inzwischen als Kulturgut verankert, womit er nicht mehr generell verboten werden darf. Es handelt sich hier also um ein durchaus kontrovers diskutiertes Thema in den sehr unterschiedlichen spanischen Regionen. In Andalusien ist der Stierkampf fest verankerte Tradition und nicht aus dem Leben der Menschen wegzudenken.


Die Plaza de Toros de Sevilla ist die größte und wichtigste Arena für Stierkämpfe in Spanien. Zum Beispiel findet im April das größte Stierkampffestival der Welt während der Festivalwoche Feria de Abril statt. Der vollständige Name lautet "La Plaza de Toros de la Real Maestranza de Caballería de Sevilla". Die ovale Arena befindet sich im Hafenviertel El Arenal, wurde im 18. Jahrhundert erbaut und bietet Platz für 13.000 Zuschauer. Der Plaza de Toros hat eine einzigartige Barockfassade aus der Zeit von 1762-1881. Leider wurde während unseres Besuches hier für eine Veranstaltung aufgebaut, so dass wir nur einen kleinen Einblick bekommen haben.







Eine weitere UNESCO-Welterbestätte in Sevilla ist der Alcázar, der Königspalast, der übrigens noch heute aktiv vom spanischen König verwendet wird, wenn er in Sevilla weilt. Erbaut für König Pedro I. auf den Ruinen eines maurischen Forts ist der Alcázar ein eindrucksvolles Beispiel für die christliche Bauweise, die die maurischen Elemente aus der langen Zeit der Maurenherrschaft miteinander kombiniert. Das Zeugnis der sogenannten Mudéjar-Architektur wurde ab 1364 errichtet und im Laufe der Jahrhunderte von den nachfolgenden Herrschern immer weiter ausgebaut.


Neben dem Palast von Pedro I. sind vor allem die pittoresken Gärten eine Attraktion. Die verschiedenen Gartenbaustile Frankreichs, Englands und Arabiens sind hier vertreten. Der „Englische Garten“ und die Gartenanlagen im Stil der Renaissance gehören zu den Attraktionen der Anlagen.


Vom 9. Mai 1929 bis zum 21. Juni 1930 fand in Sevilla die sogenannte Iberoamerikanische Ausstellung statt. Sie wurde veranstaltet, um die Verbindung zwischen Spanien, Lateinamerika, den Vereinigten Staaten, Portugal und Brasilien zu zeigen. Auf dem Ausstellungsgelände wurden 117 Gebäude errichtet, von denen 25 noch heute stehen (ohne die Chalets und andere kleine Gebäude). Seit 2001 sind alle erhaltenen Pavillons im Besitz der Stadtverwaltung, allerdings wurde ihre Nutzung an verschiedene Einrichtungen abgetreten. Ein Teil dieser Ausstellung war und ist der Plaza de Espana. Der Plaza de Espana ist ein hübscher Platz in Form eines Halbkreises, der durchschnittlich 200 Meter groß ist. Diese Formgebung symbolisiert eine Umarmung des Landes Spanien mit seinen einstigen Kolonien. Da der Platz zum Fluss hin ausgerichtet ist, soll diese Anordnung den Weg nach Amerika kennzeichnen. Die Verzierungen aus rotem Backstein, Keramik- und Marmorelementen lassen den Barock- und Renaissance-Stil aufleben. Der Platz wird von einem Fluss eingebettet, über dem vier Brücken erbaut sind. Diese vier Brücken stehen sinnbildlich für die vier einstigen Königreiche des Landes Spanien. Die Wände sind mit Ornamenten und Sitzbänken verziert, die aus Fliesen angefertigt sind und die 48 Provinzen des Landes präsentieren.






Aufgrund seiner strategisch guten Lage kann man von Sevilla aus diverse Tagesausflüge machen. Für alle Möglichkeiten hatten wir aber natürlich nicht genug Zeit und so haben wir uns für den Besuch der Königlich-Andalusischen Reitschule in Jerez de la Frontera entschieden.
Bereits die Mauren brachten die Pferdezucht sowie die Reitkunst nach Andalusien. Aus Nordafrika kam um 720 nach Christus die Pferderasse "Berber" durch die Mauren auf die Iberische Halbinsel. Seitdem fand eine starke Vermischung der Pferderassen statt. Veredelt wurden die spanischen Pferde im Laufe der Jahrhunderte mit anderen Rassen.
Im 15. Jahrhundert begannen die Kartäusermönche in Jerez mit einer eigenen Pferdezucht. Sie erhielten zur Unterstützung vom spanischen Königshaus 4.000 Hektar Land geschenkt. Heute zählen die Cartujanos oder Kartäuser-Pferde zu den besten Unterrassen der Andalusier. Allgemein werden die Andalusier zur arabischen Rasse gerechnet. Weltbekannt ist die Königlich-Andalusische Reitschule für ihre Dressurschauen.






Auf dem Weg zurück nach Malaga haben wir dann noch die für viele Besucher schönste Stadt Andalusiens besucht, Ronda. Auch Ronda gehört zu den schon beschriebenen weißen Dörfern. Ob das wirklich die schönste Stadt ist, können wir aber kaum ernsthaft beurteilen, denn dazu waren wir zu kurz hier. Das Spektakuläre an Ronda ist die Lage beidseits einer tiefen Schlucht mit einer tollen Brücke, die die Altstadt mit der Neustadt verbindet.
Zunächst einmal haben wir uns hier aber erneut eine Stierkampfarena angeschaut. Der Bau wurde im Jahr 1783 begonnen. Die prächtige Konstruktion, die mit ihrer schlichten Außenfassade typisch für den späten spanischen Barock ist, bietet rund 6.000 Zuschauern Platz. Der spektakuläre zweigeschossige Steinbau, die Bögen mit klassizistischen Säulen und die mit einem Giebeldach aus arabischen Ziegeln bedeckte Tribüne verleihen dem Gebäude eine besondere, weltweit anerkannte Attraktivität.










Eine der Hauptattraktionen von Ronda ist die Puente Nuevo, die Neue Brücke. In der Mitte der Stadt wird durch die Puente Nuevo die Altstadt „Ciudad Vieja“, meist nur einfach als „La Cuidad“ bezeichnet, vom Stadtteil El Mercadillo, der „Neustadt“, getrennt. Da dieser neue Teil von Ronda erst mit der Eroberung der Spanier entstand, ist er zwar die Neustadt, weist aber auch sehr viel historischen Charme auf.
Die Puento Nuevo überspannt die Schlucht El Tajo, die der Río Guadalevín zwischen den Felsen in etwa 80 bis 100 Metern gegraben hat und der von oben wie ein Bächlein aussieht. Die Straßenbrücke ist ein einzigartiges architektonisches Meisterwerk. Von den insgesamt drei Brücken, die über die Schlucht führen, ist die Puento Nuevo die prächtigste.
Mit drei Torbögen von dem spanischen Architekten José Martín de Aldehuela (1729-1802) erbaut, ist sie heute das Wahrzeichen von Ronda. Es dauerte rund 50 Jahre bis diese Brücke endgültig fertiggestellt wurde. Der Bau begann bereits im Jahr 1751, wurde jedoch erst 1802 vollendet. Der Architekt selbst war so begeistert von seinem Meisterwerk, dass manche Quellen überliefern, er habe sich von seiner Brücke gestürzt, weil er nie mehr etwas Großartigeres würde bauen können.


Fazit
Das war der kulturelle Overkill 😂. Eine fantastische Region in Europa, die gut und gerne mehrere Reisen hätte füllen können, was wir auch hätten machen sollen.
Des Weiteren hatten wir mal wieder sehr viel Glück mit dem Wetter, das wird schon allmählich unheimlich 👻, vielleicht haben wir es aber auch einfach verdient - hüstel.
Es war angenehm warm, nicht zu heiß und wir hatten kaum Regen. In den Folgewochen, in denen wir wieder zu Hause waren hatte Andalusien eine nie zu dieser Jahreszeit dagewesene Hitzewelle mit bis zu 40 Grad im April!
Die kulturellen Sehenswürdigkeiten in Andalusien sind auf jeden Fall außergewöhnlich und in ihrer Art deutlich verschieden zu anderen Regionen Europas. Es ist toll zu sehen, dass hier so viele Schätze der maurischen Herrschaft überdauern konnten und durften, gerade, wenn man sieht, in wie vielen Regionen der Welt auch heute Kriege solche Denkmale zerstören.
Festzustellen bleibt noch, dass Andalusien eine Region ist, in der es nicht viel Autofahrerei bedarf, um von einem Punkt zum nächsten zu kommen. Wir haben keinen Tag mehr als 3 Stunden im Auto gesessen und das waren schon die Fahrtage zum nächsten Übernachtungsort. Wenn wir etwas anders machen würden, als bei dieser Reise, dann sicher, etwas bessere Hotels zu nehmen oder ggf. AirBnB in Erwägung zu ziehen. Die Hotels waren zwar alle sauber, aber die Zimmer doch oft recht klein und bei einer Städtereise mit viel Laufen, wünschen wir uns doch ab und an einen Rückzugsort mit etwas mehr Platz. Aber das ist natürlich alles Jammern auf hohem Niveau. Wie bereits beschrieben, empfehlen wir ansonsten, die Region Andalusien auf mehrere Reisen aufzuteilen. So haben wir definitiv nicht alles Sehenswerte gesehen und unser Tagesplan war so schon viel zu voll.
Bleibt zusammenfassend festzustellen, dass es eine sehr schöne Reise mit sehr vielen Eindrücken war und man sicher auch ein zweites Mal hierher kommen könnte.




























































