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Tag 4
Venedig
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Heute ist Karfreitag und als ob jemand die zuvor geschlossenen Türen geöffnet hätte, strömen gefühlte 1 Millionen zusätzliche Touristen nach Venedig. Überall herrscht Gedränge, die Lautstärke hat sich deutlich erhöht und am Markusplatz ist es unerträglich. Gut das wir uns sowieso entschieden hatten, heute nach Burano zu fahren. Dort ist es zwar auch gut besucht, aber sehr erträglich - alles richtig gemacht. Frühstück gibt es heute in einem kleinen Café am Campo San Stefano, in dem auch die Einheimischen frühstücken. Es gibt belegte Panini mit Cappuccino und Orangensaft. Eine gute Wahl.
Burano liegt recht weit draußen in der Lagune. Wir fahren mit Linie 14 ab Markusplatz und brauchen etwa eine Stunde. Burano ist die Insel der vielen bunten Häuser. Hier leben sie von der Fischerei und der Spitzenstickerei. Während die Männer auf Fischfang waren, hatten die Frauen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert die Spitzenstickerei für sich entdeckt. 1872 wurde die Spitzenschule Scuola di Merletti gegründet. Aufwendige Nadelspitzentechniken waren die Grundlage meisterlichen Schaffens. Für die barocke Zeit erschuf sich Burano ein Plateau wirtschaftlichen Aufschwungs durch die Spitzenstickerei. Leider geriet diese wundervolle Kunst Mitte des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit. Erst 1940 wurde die traditionelle Kunst der Spitzennadeltechnik Buranos auf der Triennale in Mailand zur Schau gestellt.


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San Michele ist die Friedhofsinsel von Venedig. In der Blütezeit von Venedig war Grund und Boden sehr knapp, deshalb wurde alles, was auf der Hauptinsel keinen Platz hatte, ausgelagert auf Nachbarinseln. Die Glasbläser mussten nach Murano, die Toten auf die Insel San Michele. San Michele hat einen rechteckigen Grundriss und bietet mit einer Fläche von 17,6 Hektar Wohnraum für ein paar wenige Mönche, die dauerhaft im Kloster wohnen. San Michele zählt zwar nicht unbedingt zum touristischen Standardprogramm,
dennoch ist ein Besuch möglich. Ein Ziel für den nächsten Besuch, heute fahren wir nur daran vorbei.


Fazit
"Venedig Sehen und Sterben" heißt es in dem Roman von Edward Sklepowich. Wir haben uns mal mit Teil 1 beschäftigt, der Rest kommt später - es gibt noch zu viel zu tun und zu sehen. Ist Venedig schön und eine Reise wert? Ja, unbedingt! Ist Venedig romantisch? Entfaltet es die Magie, von der man sagt, dass man sie in Venedig finden kann? Ich denke, auch das kann man durchaus mit ja beantworten. Nun ist der Mensch ja bekanntlich - und Gott sei Dank - verschieden und so wird auch jeder etwas anderes romantisch finden und auch die Magie liegt sicher im Auge des Betrachters. Wer sich aber ein wenig Zeit nimmt und sich auf die Stadt einlässt, der findet hier die romantischen Stellen und der entdeckt die ganz besondere Magie, die Venedig entfaltet. Für uns waren das die kleinen Gassen abseits der ausgetretenen Pfade, die Cafés und Restaurants, in denen man gemütlich sitzen und die Menschen beobachten kann, die Orte, an die auch die Einheimischen kommen. Venedigs Äußerlichkeiten reizen nahezu jeden, der sich für Kultur, Kunst, Architektur oder einfach nur Italien interessiert. Venedigs verborgene Werte muss jeder für sich entdecken. Wo für den einen eine Fahrt mit der Gondel der Inbegriff der Romantik ist, ist genau das für den anderen so weit von Romantik entfernt, wie die berühmte Kuh vom Fliegen. Aber wie heißt es so schön bei Matthaeus "wer da suchet, der findet". Und wir haben unseren ganz eigenen romantischen Teil von Venedig gefunden.
Würden wir nochmal nach Venedig reisen? Ja, aber in der absoluten Nebensaison im November oder Februar. Ohne Rücksicht auf das dann herrschende Wetter, aber mit der Gewissheit, die Stadt nahezu ausschließlich mit den Einheimischen zu teilen. Im wabernden Nebel durch die verlassenen Gassen laufen, mit dem Regenschirm alleine auf dem Markusplatz und im Vaporetto ganz vorne sitzen, vielleicht eingehüllt in eine Decke - wie gesagt, Romantik ist nicht einheitlich definiert!










