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Tag 3
Venedig
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Heute Vormittag wollen wir uns mal den Rialtomarkt anschauen. Hier werden frische Lebensmittel aller Art verkauft - Fisch, Fleisch, Wurst, Käse, Obst und Gemüse. Hierher kommen die Einheimischen. Egal ob Privatleute oder Restaurantbesitzer, hier kaufen alle ein. Erstaunlicherweise sind die Preise für Obst und Gemüse hier günstiger, als bei uns in Deutschland. Auch frischen Spargel gibt es schon zu Preisen, die wir bei uns nicht mal am Ende der Saison bezahlen. Zunächst aber gehen wir Frühstücken. Wir gehen wieder in das Café vom ersten Tag, kurz hinter der Rialtobrücke mit Blick auf den belebten Canal Grande. Es ist warm und wir können im T-Shirt draußen sitzen. Es macht einfach Spaß zu beobachten, dass alles, was bei uns auf der Straße fährt, hier auf dem Wasser verkehrt - Feuerwehr, Polizei, Krankenwagen, Taxis, Busse, Warentransport, u.s.w.










Die Rialtobrücke (Ponte di Rialto) verbindet die Stadtteile San Polo und San Marco und ist eines der ältesten Brückenbauwerke der Stadt Venedig. Die Brücke führt an dieser Stelle über den Canal Grande mit einer Spannweite von 48 Metern, einer Breite von 22 Metern und einer Durchfahrthöhe von 7,50 Meter. Die Fundamente der Brücke bestehen aus 12.000 in den Boden eingerammten Eichenholzpfählen. Sie liegt direkt neben dem Fondaco dei Tedeschi, dem ehemaligen Sitz deutscher Kaufleute in Venedig und heutigem Standort der italienischen Post. Der Zeitpunkt des ersten Brückenbaus an dieser Stelle ist historisch nicht mehr feststellbar. Die Brücke wurde am 20. März 1591 für den Verkehr freigegeben. Sie war bis zum Bau der Accademia-Brücke 1854 der einzige Fußweg über den Canal Grande. Vor ihr standen drei andere Brücken nacheinander an derselben Stelle. Die erste stammte aus dem Jahre 1181 und wurde von Nicolò Barattieri erbaut. Die zweite (etwa gegen Mitte 13. Jahrhundert) bestand aus Holz und ruhte auf Pfeilern. Diese Brücke war 1444 unter dem Gewicht einer Menschenmenge zusammengebrochen, die von hier aus die Hochzeitszeremonie des Marchese di Ferrara verfolgte. Zu beiden Seiten oberhalb der aktuellen Brücke wurden Läden errichtet, die die Stadt an Kaufleute vermietete.









Von Rialto aus fahren wir nach Cannaregio. 1516 beschloss der Rat von Venedig, alle Juden der Stadt auf eine Insel nördlich des Canale di Cannaregio zu verbannen. Die beiden Übergänge, die die Insel inmitten der Stadt mit dem restlichen Venedig verbanden, wurden nachts verschlossen. Mit diesem stark reglementierenden venezianischen Übergriff entstand das erste Ghetto der Welt. Als Ghetto wird seither ein abgesondertes Wohnviertel bezeichnet. Der Begriff leitet sich aus dem venezianischen Begriff für Gießerei ab, da den Juden ein Gebiet zugewiesen wurde, in dem sich mehrere Gießereien befanden und das als Ghetto Nuovo „Neue Gießerei“ bezeichnet wurde. Heute leben nur noch sehr wenige Venezianer jüdischen Glaubens in diesem Bereich Cannaregios, doch noch immer finden sich hier jüdische Bäcker, Lebensmittelgeschäfte und Synagogen.



Eine besondere Gondel ist übrigens das Traghetto. Da der Canal Grande nur wenige Brücken besitzt, an denen man den Kanal überqueren kann - im Wesentlichen die Holzbrücke an der Accademia, die Rialtobrücke und die Brücke am Bahnhof - gibt es als zusätzliche Möglichkeit, auf die andere Seite zu kommen, die Traghettos. Das sind Gondeln, in denen man (eigentlich) steht und für 2 € von zwei Gondolieri auf die gegenüberliegende Seite des Canal Grande gebracht wird. Einheimische zahlen weniger.

Eigentlich wollten wir morgen die in der Lagune liegenden Inseln Murano und Burano besichtigen. Da wir aber im Norden Cannaregios schon an einer Vaporetto-Station sind, die uns nach Murano bringt, entscheiden wir uns spontan, diese Insel schon heute zu besuchen. Murano ist die Insel der Glasbläserkunst. Im Mittelalter war das Glas eines der kostbarsten bekannten Materialien, seine Herstellung war schwierig und die Techniken seiner Herstellung wurden gehütet wie Staatsgeheimnisse. In Venedig war die Glasherstellung schon im 10. Jahrhundert bekannt, aber erst nachdem mit dem 4. Kreuzzug (1204) die im Orient benutzten Techniken in Venedig bekannt wurden, nahm die Glasindustrie einen Aufschwung. Zu jener Zeit waren die meisten Glaswerkstätten noch im Zentrum von Venedig, aber nach einigen Brandkatastrophen wurden die Werkstätten im Jahr 1291 alle nach Murano verlegt. Es gab allerdings noch einen anderen Grund für die Verlagerung der Produktion - das Zentrum von Venedig war immer voll von Kaufleuten aus aller Herren Länder, es war schwierig, die Herstellungstechniken geheim zu halten und die Angst vor Spionage war durchaus berechtigt. Im 16. Jahrhundert hatte Murano etwa 30.000 Einwohner. Seine Glasbläserfamilien gehörten zu den reichsten und angesehensten der venezianischen Republik, aber deren Reichtum hing sehr von der Geheimhaltung der Produktionstechniken ab. So war es den Glasbläsern unter Todesstrafe verboten, die Lagune zu verlassen. Eine Verordnung aus dem Jahr 1454 besagte, dass, wenn es einem Glasbläser gelang aus Venedig zu fliehen, seine Familie ins Gefängnis geworfen wurde.





Wir nehmen den gleichen Weg zurück mit einem Vaporetto. So fährt man zunächst durch den Canale di Cannaregio und dann durch den Canal Grande am späteren Nachmittag. An diesem schönen Anblick kann man sich wirklich nicht satt sehen.








Zum Abendessen finden wir ein schönes Restaurant am Campo Filippo e Giacomo. Es gibt Carpaccio, leckere Pasta und Rindfleisch mit Ruccola und Grana Pardano. Cordu nimmt noch Tiramisu zum Nachtisch und wir rollen zufrieden gen Unterkunft. Da der Campo direkt hinter dem Piazza San Marco liegt, kommt es, wie es kommen musste. Wir sind zum dritten Mal an drei Tagen hier und ich mache noch ein paar Fotos. Diese sind alle ohne Stativ bei Dunkelheit entstanden und daher aufgrund der hohen ISO-Einstellung doch recht pixelig, aber um einen Eindruck von der abendlichen Stimmung in Venedig zu erhalten, dürfte es reichen.

Abendstimmung

Seufzerbrücke

Blick von der Brücke der Accademia

Abendstimmung


