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Þingvellir
Snaefelsnes

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Icelandic Water
Südküste

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Von der Halbinsel Snaefellsnes geht es für uns wieder zurück in den Süden zum sogenannten Golden Circle. Der Golden Circle besteht im Wesentlichen aus drei sehenswerten Orten in Südwest-Island - dem Þingvellir-Nationalpark, dem Geysir-Geothermalgebiet und dem Wasserfall Gullfoss. Keine der Sehenswürdigkeiten liegt mehr als zwei Stunden Autofahrt von Reykjavík entfernt, sodass sie alle drei an einem Tag besichtigt werden können. 

Hier hatten wir in all unseren Reisen zum ersten Mal das Gefühl, dass es ein Nachteil ist, schon so viel in der Welt gesehen zu haben. Wer schon mal an den Niagarafällen war, der findet viele Wasserfälle hier zwar hübsch, aber wohl kaum imposant. Wer schon mal die Geysire im Yellowstone gesehen hat, kann über den Strokkur in Island nur müde lächeln. Ich weiß, das ist im Grunde genommen ungerecht und trifft es sicher auch nur bedingt, aber das waren eben unsere persönliche Eindrücke. Dem Erlebnis Island insgesamt hat das aber keinen Abbruch getan. 

Bevor wir uns dem Þingvellir-Nationalpark zuwenden, haben wir noch einen Abstecher zum Vulkankrater Kerið gemacht. Der Krater ist 55 m tief. Der Kratersee in Kerið hat eine Größe von ca. 270 mal 170 Meter und damit eine Fläche von etwa 0,05 km². Die Wassertiefe schwankt zwischen 7 und 14 Metern. Hier haben wir schon einmal einen Vorgeschmack auf die Windverhältnisse der nächsten Tage bekommen, denn es wird stürmisch - und der starke Wind ist auch schön kalt! Besonders ist natürlich, dass der Kratersee um diese Jahreszeit zugefroren ist. Man kann, sollte aber nicht, darauf gehen.

 

Kerið

Kerið
Kerið
Lekker windig hier
Iceland

Erster Stopp am Golden Circle ist der geschichtlich wie geologisch interessante Ort Þingvellir. Þingvellir ist sowohl tief im Gedächtnis der Isländer als auch in der Geschichte des Landes verwurzelt. Kurz nach dem Jahr 900 begannen die Menschen auf Island darüber nachzudenken, eine Generalversammlung für die Siedler auf Island einzuberufen. Die Gründung des isländischen Parlaments gilt daher auch als die Gründung der Nation Island, und die ersten parlamentarischen Vorgänge im Sommer 930 waren grundlegend für ein gemeinsames kulturelles Erbe und die Identität der Nation. Das AlÞing im Þingvellir war Islands oberste Legislative und Judikative von ihrer Gründung 930 bis zum Jahr 1262.

Logberg (der Gesetzesstein) war der zentrale Ort des AlÞing und eine natürliche Plattform, um Reden zu halten. Amtsantritt und Auflösung der Versammlung fanden hier statt, wo auch die Gesetze des Gesetzesrats verkündet wurden, der Kalender bestätigt und Prozesse geführt wurden, neben den Verkündungen, die die ganze Nation betrafen. Jeder, der an der Versammlung teilnahm, war berechtigt, seinen Fall mit wichtigen Themen vom Logberg aus vorzutragen.

Das AlÞing war Islands legislative und obere judikative Autorität für die Dauer dieses Gemeinwesens bis 1262. Die exekutive Macht lag jedes Mal in der Hand der Fürsten und Parteien zu einzelnen Fällen. Dieses hat sich als ein ziemlich ausgewogenes System erwiesen, solange es ein Gleichgewicht der Kräfte gab, aber die Mängel wurden sichtbar, sobald dieses gestört war. Die letzten Jahrzehnte dieses Gemeinwesens waren gekennzeichnet durch Streitereien zwischen den Fürstenfamilien, die dazu führten, dass Island Teil der norwegischen Krone wurde. Die Exekutive wurde unter dieser neuen Führung gestärkt, während die Legislative und Judikative zunächst noch in den Händen des AlÞing verblieben und dann schrittweise an die norwegische und später dänische Herrschaft überging, bis der König von Dänemark 1662 absoluter Monarch von Island wurde.

Quelle: www.extremeiceland.is

 

Þingvellir

Þingvellir
Þingvellir
Elfe
Þingvellir
Þingvellir

Die Versammlung dauerte 2 Wochen jeden Sommer und die Menschen mussten teilweise mehrere Tage reisen, um am AlÞing teilzunehmen, doch normalerweise waren es gut 5.000 Isländer, die sich zu diesem Treffen versammelten.

Þingvellir war Zentrum der isländischen Kultur. Jedes Jahr während der Versammlungszeit kamen die Menschen in Scharen aus dem ganzen Land nach Þingvellir, manchmal in Tausenden. Sie bauten Unterkünfte mit Wänden aus Torf, Stein und provisorischen Dächern und blieben dort in den zwei Wochen. Obwohl die Pflichten der Versammlung der Hauptgrund war, um zum AlÞing zu kommen, kamen auch viele andere Menschen aus unterschiedlichsten Gründen. Kaufleute, Schwertschärfer und Gerber boten ihre Arbeit und ihre Waren an, Clowns traten auf und Bierbrauer bereiteten Getränke für die Versammlungsgäste. Es wurden Neuigkeiten aus entlegenen Regionen ausgetauscht und Spiele und Feste abgehalten. Junge Leute trafen sich, um ihre Pläne zu schmieden, ein Bild der Nation zu entwerfen und sich mit Gesetzen auseinanderzusetzen. Wanderarbeiter suchten nach neuen Aufgaben und Landstreicher bettelten. Þingvellir war ein Treffpunkt für jeden auf Island und hat eine wichtige Grundlage für die Sprache und Literatur gelegt, die bis heute ein wichtiger Teil des Lebens der Menschen ist.

Quelle: www.extremeiceland.is

Þingvellir
Þingvellir
Öxarárfoss
Þingvellir

Þingvellir liegt inmitten einer Grabenbruchzone und ist umgeben von vier aktiven Vulkansystemen, unter deren Einfluss die ganze Gegend steht. Hier und in der näheren Umgebung wird das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platten durch imposante Felsspalten und Risse sichtbar, vor allem an der Almannagjá (Allmännerschlucht) oder auch der Silfra-Spalte. Die tektonischen Verschiebungen lösen auch häufig Erdbeben aus. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land beiderseits der Schlucht Almannagjá um 70 Meter auseinandergedriftet und der Talboden hat sich um ca. 40 Meter gesenkt.

Almannagjá

Almannagjá
Almannagjá
Almannagjá
Trolle

Wir haben uns für den Golden Circle etwas mehr Zeit genommen, schließlich wollen wir uns ja beim Besichtigen erholen und nicht nur Punkte auf einer Liste abhaken. So konnten wir zwischendurch auch immer wieder mal einen Stopp an den zumeist sehr zutraulichen Island-Pferden einlegen. Es ist schon erstaunlich zu beobachten, wie wenig sich die Tiere von Wind und Wetter beeinflussen lassen. Sie sind die einzigen (Nutz-)Tiere auf Island, die das ganze Jahr über draußen verbringen. Zu der Zeit, in der wir hier waren, haben wir die für Island so typischen Schafe zum Beispiel nur im Stall sehen können.

Bad Hair Day!
"Besser so?"
Don't call me Pony!
Mutiger Allergiker - nicht das Pferd!

Während Þingvellir wirklich interessant und auch landschaftlich sehr reizvoll ist, kann man das über das Geothermalgebiet Haukadalur, in dem der über die Landesgrenzen hinaus bekannte Geysir Strokkur (das Butterfass) liegt, nicht wirklich sagen. Hierher kommen sie mit Reisebussen angekarrt, es ist selbst zu dieser Jahreszeit brechend voll und das Gebiet ist - insbesondere im Vergleich zu Yellowstone - winzig. Zumindest können die Isländer den Begriff Geysir für sich beanspruchen, denn der stammt vom ursprünglichen großen Geysir in diesem Gebiet, der heute aber nicht mehr ausbricht. Seither werden alle heißen Quellen dieser Art weltweit Geysire genannt. Der Strokkur ist sozusagen der kleine Bruder des großen Geysir und bricht recht regelmäßig ungefähr alle 10 Minuten aus, manchmal auch mehrfach hintereinander. Aufgrund des schon angesprochenen starken Windes, erreichen die Fontänen bei unserem Besuch aber keine Rekordhöhen. Auch das Fotografieren gestaltet sich schwierig, da die bei Fotografen so beliebte Glocke kurz vor dem Ausbruch ebenfalls etwas vom Winde verweht wird. Cordu kann den ganzen Aufwand für ein paar Fotos sowieso nicht verstehen, aber entscheidet selbst.

Geysir

Geysir
Geysir
Geysir
Strokkur
Strokkur
Strokkur
Strokkur
Strokkur
Strokkur
Brodel und Zisch
Litli-Geysir
Bakterien

Unser persönliches Highlight am Golden Circle war ohne Frage der Wasserfall Gullfoss - auch wenn das eigentlich doppelt ist, da Foss ja schon Wasserfall heißt, aber lassen wir das.

Der Gullfoss ist schon mächtig und im Winter bzw. am Ende des Winters, also zu unserer Reisezeit, irgendwie besonders interessant. Es gibt verschiedene Aussichtspunkte, die man aber aufgrund des Wetters und der Rutschgefahr nicht alle besuchen kann. Wie übrigens bei nahezu allen Natur-Sehenswürdigkeiten in Island, muss man auch hier keinen Eintritt bezahlen - die Natur gehört allen. Sehr interessantes Prinzip und äußerst unamerikanisch 😉.

Hier ist es jetzt mal so richtig windig. Man kommt teilweise gar nicht vorwärts beim Laufen und an einigen Stellen muss man sich dem Wasserfall rückwärts nähern, da der Wind im Gesicht regelrecht weh tut. An die Verwendung eines Stativs ist hier mal gleich gar nicht zu denken. 

Vorteil des Wetters ist aber, dass es hier nur spärlich besucht ist und außerdem haben die Extreme - sie sind ja zu ertragen - durchaus ihren Reiz. Dass das hier nur ein harmloser Spaß und im Vergleich zu dem, was wir im weiteren Verlauf der Reise noch erleben werden, mehr ein laues Lüftchen ist, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Aber dazu später mehr.

Gullfoss

Gullfoss
Windisch
Wind

Wie schon beschrieben, besitzt ganz Island viel geothermische Wärme. Da die Isländer ja schlau sind, nutzen sie diese Wärme intensiv. So wird das Wasser zum Duschen mittels Erdwärme geheizt, 25% des Strombedarfs werden über Wärmekraftwerke erzeugt und in Reykjavik gibt es sogar Hauptstraßen mit Fußbodenheizung, damit die Straßen im Winter nicht einfrieren. Eine weitere Nutzung kann man in den Geothermalgebieten an den vielen Gewächshäusern erkennen. So bauen die Isländer Teile ihres Obst- und Gemüsebedarfs in Gewächshäusern an - Wärme aus der Erde, dazu künstliches Licht und fertig!

Ein fotografischer Nebeneffekt ist, dass die beleuchteten Gewächshäuser hübsch anzusehen sind.

Erdwärme
Erdwärme
Erdwärme

Eine besondere Geschichte ist sicher die des Bruarfoss. Wie der geneigte Leser in der Zwischenzeit unschwer erkennen wird, handelt es sich mal wieder um einen Wasserfall. Ich hatte im Internet das ein oder andere darüber gelesen und natürlich einige sehr schöne Bilder gesehen, also wollte ich auch dahin. Nun spricht das Netz hierzu, dass man den Wasserfall eigentlich nur (noch) von einem bestimmten Parkplatz aus offiziell mittels Wanderung erreichen kann. Wir steuern also diesen Parkplatz an und machen uns auf den Weg - wenn man das allen Ernstes einen Weg nennen kann. Nun weiß ich nicht, wie das hier im Sommer aussieht, aber der Weg entlang des Flusses zum Wasserfall ist bestenfalls eine Herausforderung, eigentlich eher eine Zumutung - eng, sehr rutschig, steil, teilweise muss man sich an Büschen wie Tarzan entlang hangeln. Cordu gibt nach einiger Zeit auf und läuft zurück zum Parkplatz. Nun bin ich ja bekanntlich sehr hartnäckig, wenn ich etwas will, also ziehe ich es durch - und das dauert. Am Wasserfall angekommen, mache ich von der bekannten Brücke ein paar Fotos und genieße die türkise Farbe des Wasserfalls - schon sehr nett - und ja, der ist wirklich so türkis. Nun stellt sich die Frage, wie wieder zurück zum Parkplatz kommen - auf den gleichen Weg zurück habe ich ja so gar keinen Bock. Da kommen mir doch tatsächlich mal die Japaner zugute. Ausgestattet wie immer, mit leichten Schläppchen, kommen sie mir aus einer anderen Richtung entgegen. Da denke ich mir, das probiere ich doch auch und lande nach kurzer Zeit in einem Wohngebiet. Nicht schlecht denke ich und rufe Cordu an, um mich hier abzuholen. Kurz den Straßennamen für das Navi genannt und das sollte passen. Denkste - den Namen kennt das Navi nicht. Weil so etwas ja grundsätzlich geschieht (Murphy sei Dank!), streikt ab sofort mein Handy und ich kann weder anrufen, noch erreicht werden- supi. Da Cordu mich nicht finden kann, macht sie das einzig Richtige und fährt zurück zum Parkplatz. Ich laufe jetzt entlang der Hauptstraße zum Parkplatz, was zwar mindestens genau so lange dauert, aber zumindest besser zu Laufen ist. Cordu hat in der Zwischenzeit schon geschaut, ob ich nicht tot den Fluss entlang geschwommen komme - Stress! Und das alles für ein paar Fotos.

Bruarfoss

Bruarfoss
Bruarfoss
Bruarfoss
Bruarfoss
Snaefelsnes

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