


zurück

vor
Entsprechend unserer geplanten Reiseroute und dem Wunsch möglichst nicht jede Nacht an einem anderen Ort zu übernachten, haben wir uns einige wenige strategisch günstige Übernachtungsorte ausgesucht. Für den Bundesstaat Maine sind das York und Blue Hill. York liegt etwa 1 Autostunde nördlich von Boston und 45 Minuten südlich von Portland. Von hier aus wollen wir uns die Küste von Maine mit seinen Fischer- und Urlaubsstädtchen anschauen. Blue Hill ist ein winziges Kaff, 3 weitere Autostunden nördlich von York und kurz vor Mt. Desert Island gelegen. Von hier aus geht es dann in den Acadia National Park, den einzigen Nationalpark in den Neuengland-Staaten.

Schon auf dem Weg nach York, in Portsmouth (tatsächlich in New Hampshire gelegen - bevor ich hier gemaßregelt werde 😀), liegt das Strawbery Banke Museum, ein Freilichtmuseum. Nach Plymouth und Jamestown entstand hier in Portsmouth 1623 am Piscataqua River die drittälteste britische Siedlung Nordamerikas. In der einst hier befindlichen Bucht, die versandet ist, landeten 1623 die ersten Siedler. Da das Flussufer dicht mit Erdbeersträuchern überwachsen war, nannte man die Niederlassung "Strawberry Banke" (Erdbeerufer), das zweite 'r' entfiel im Laufe der Zeit. Heute hat man rund 40 Häuser (von ursprünglich rund 100) - die meisten vor den 1840ern erbaut - an Ort und Stelle auf einer 4ha großen Fläche restauriert. Eine Besonderheit ist, dass die rund 20 zu besichtigenden Häuser verschiedene Epochen der Stadtgeschichte, von den 1630ern bis in die 1950er, illustrieren und daher völlig verschiedene Baustile und Innenausstattung aufweisen.
Nun haben wir natürlich schon unzählige solcher Museen in unserem Leben gesehen und da mag dieses ein wenig abfallen. Besonders gut gefallen hat uns aber, dass es einige kostümierte Angestellte gab, die mit viel Liebe und Engagement Leben in die Ausstellung gebracht haben. Leider war das Wetter recht mau, so dass die Bilder etwas düster wirken.












Ein Paradebeispiel für die Lebendigkeit, die durch die Schauspieler entsteht, war diese Dame, die mit uns eine sehr intensive Diskussion geführt hat, ob sie denn nun dieses neumodische Gerät zum Auskochen von Marmeladengläsern kaufen soll, wo man das doch auch problemlos herkömmlich machen kann - herrlich!

Direkt um die Ecke unserer Unterkunft in York liegt das Cape Neddick, eine kleine Halbinsel mit einem malerisch gelegenen Leuchtturm, dem Nubble Lighthouse. Da ich ja bekanntlich auf Leuchttürme stehe, mussten wir da natürlich hin. Kein Tagesausflug, aber wirklich hübsch.
Um ganz genau zu sein, liegt der Leuchtturm auf Nubble Island, einer kleinen Felseninsel ca. 200 Meter vor Cape Neddick Point. Er wurde 1879 erbaut und in Betrieb gesetzt. Der Leuchtturm ist auch heute noch voll in Funktion, das rot blinkende Lichtsignal kann bei guten Wetterbedingungen noch in 13 Seemeilen Entfernung gesehen werden und dient Schiffen trotz deren Ausrüstung mit GPS als Navigationshilfe. Der letzte Leuchtfeuerwärter (Russel Ahlgren) verließ die Station 1987, heute ist hier alles automatisiert.




Ein hübsches kleines Städtchen an der Küste Maines ist Kennebunkport. Hier gibt es kleine Läden, Restaurants, Cafés und natürlich jede Menge Touristen. Bekannt ist Kennebunkport für die herrschaftliche Sommerresidenz des ehemaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush. Diese befindet sich südöstlich des Ortes an der Ocean Avenue. Das Anwesen thront auf der vom Secret Service abgeschirmten Halbinsel Walkers Point.








Ebenfalls direkt um die Ecke von York liegt der kleine Ferienort Ogunquit. Hier gibt es den sogenannten Marginal Way, der von Perkins Cove bis Ogunquit Beach führt. Der Marginal Way folgt dem Verlauf der Atlantikküste und wird von Fußgängern, Joggern und Radfahrern frequentiert. Entlang der Strecke sind 40 Bänke aufgestellt, von denen sich schöne Ausblicke über die felsige Küste und das Meer bieten. Mit einer Meile ist der Weg auch nicht allzu lang und somit auch für uns kein Problem.




Portland ist mit knapp 70.000 Einwohnern die größte Stadt in Maine. Portland wurde 1786 gegründet und hat eine reiche Geschichte, die eng mit dem Meer verbunden ist. Die Stadt war einst ein bedeutendes Handels- und Schiffbauzentrum und ist heute bekannt für ihren lebendigen Hafen, der eine Vielzahl von kommerziellen und Freizeitaktivitäten beherbergt. Beim Spaziergang durch die gepflasterten Straßen von Portland findet man eine Mischung aus historischen und modernen Gebäuden sowie eine lebendige Kunst- und Kulturszene.
Das Portland Head Light ist der älteste Leuchtturm in Maine und ein Muss für jeden Besucher. Es bietet einen atemberaubenden Blick auf den Atlantik und ist ein großartiger Ort für ein Picknick oder eine Wanderung. Das angrenzende Museum im ehemaligen Leuchtturmwärterhaus bietet einen Einblick in die maritime Geschichte der Region.
Wir haben uns hier für eine Stadtrundfahrt mit einem kleinen Trolley entscheiden, der dann am Leuchtturm einen etwas längeren Stopp eingelegt hat und uns so die Stadt im Schnelldurchlauf näher bringen konnte - für mehr hatten wir nicht so recht die Zeit.








Auf unserer Weiterreise in den Arcadia Nationalpark machen wir zunächst noch einen Stopp in Freeport, der Heimat des Outdoor-Shopping-Paradieses von L.L. Bean. 1912 hatte hier ein gewisser Leon Leonwood Bean die Idee, praktische Allzweckstiefel zu entwickeln. Sein erster Versuch scheiterte zwar, doch letztlich war der legendäre Gummi-Leder-Outdoorstiefel geboren. Daraus entwickelte sich ein ganzes Outdoor-Imperium, das alleine in Freeport vier unterschiedlich spezialisierte "Kaufhäuser" und einen Outlet Store unterhält. Vom Kajak über diverse Zelte und Ausrüstung bis zur Bekleidung gibt es hier alles. So gehen auch wir ein wenig shoppen und sind erfolgreich.
Letztlich besuchen wir noch das Owls Head Transportation Museum. Gegründet 1974 von den beiden Flugzeug-Begeisterten Thomas J. Watson Jr. (CEO von IBM) und Jim Rockefeller (Erfinder eines Sportwagens aus Fieberglas) als Ort, um historische Flugzeuge zu fliegen und zu würdigen, beherbergt das Museum heute mehr als 150 antike Autos, Flugzeuge, Motorräder, Fahrräder und Maschinen. Das Museum ist wirklich sehr liebevoll gemacht und hat tolle Exponate. Das Besondere an dem Museum ist letztlich aber, dass man hier die Exponate auch benutzt. So kann man im Sommer mit den alten Flugzeugen mitfliegen oder in einem der Oldtimer einen Ausflug machen. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs blieb uns nur noch eine gute Stunde zur Besichtigung, die wir aber voll ausgekostet haben.

Der Acadia Nationalpark ist der einzige Nationalpark der Neuengland-Staaten, er liegt vollständig auf Mount Desert Island. Er wurde gegründet, um die Schönheit der Felsenküste Maines mit seinen vielen davorliegenden Inseln und seiner Bergkette zu bewahren.
200 km Wanderwege durchkreuzen den Park, viele davon sind leicht zu bewältigende Trails mit nur geringen Steigungen, es gibt aber auch einige steile Felspfade. Dazu führen etwa 100 km Forststraßen durch den Park, die für Autos gesperrt sind. Ein Teil davon ist für Fahrräder freigegeben, die man in verschiedenen Orten mieten kann.
Acadia ist aber weit mehr als nur Wälder und Meer. Mount Desert Island war schon von Einheimischen bewohnt, als Samuel de Champlain sie 1604 entdeckte und ihr den Namen ‚L’Ile des Monts Deserts“ gab. Indianer, Entdecker, Fischer und Schiffsbauer, Künstler und Sommergäste trugen zum reichen, 6.000 Jahre umfassenden kulturellen Erbe dieser Region bei.
Besonders gut lässt sich der Park auf der 43 km langen Park Loop Road erkunden. Die Rundstrecke (weitestgehend nur in eine Richtung zu befahren) beginnt am Hulls Cove Visitor Center, wo man auch seinen Eintritt bezahlen muss. Über so malerische Namen wie Sand Beach, Thunder Hole, Otter Cliff, Gorham Mountain Trailhead, Jordan Pond und Cadillac Mountain führt sie an allen sehenswerten Stellen des Parks vorbei.
Wir haben hier insgesamt zwei Tage verbracht. Da wir nicht auf Mount Desert Island gewohnt haben, mussten wir täglich ca. 1 Stunde an- bzw. abreisen. Leider war zum Zeitpunkt unseres Besuchs das Wetter nicht so gut - zwar hat es kaum geregnet, aber dichter Nebel hat die Sicht teilweise stark eingeschränkt. Es gab aber auch Stellen, an denen der Nebel eher mystisch war, nur kann man das auf den Bildern nicht immer so gut einfangen.





Die Bilder oben sind bei einem Spaziergang um den Jordan Pond entstanden. Man kann hier einmal um den ganzen See herum laufen, was aber nur Sinn zu machen scheint, wenn man etwas mehr sieht, als bei unserem Besuch. Anschließend kann man im Restaurant Jordan Pond House einkehren und zu Mittag essen. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass man diese Idee nicht eben exklusiv hat - wir hätten ca. 2 Stunden auf einen Tisch warten müssen. Es gibt aber einen guten Imbiss als Alternative.
Im Laufe der Weiterfahrt bricht dann auch etwas die Sonne heraus und zeigt uns, wie schön die Natur hier ist.


Der aus unserer Sicht schönste Teil des Nationalparks liegt an der Ostküste von Mount Desert Island mit der zerklüfteten Küste. Hier gibt es viele riesige Felsen zum herauf rumklettern, getoppt vom Bass Harbour Head Lighthouse, einem eigentlich ganz normalen Leuchtturm in spektakulärer Lage - aber schwer zu fotografieren, will man nicht allzu viel riskieren beim Klettern. Es gibt auch einen kleinen separaten Parkplatz, mit Betonung auf KLEIN - da muss man schon eine Weile Geduld haben, um einen Platz zu ergattern.




An der Ostküste von Mount Desert Island, knapp außerhalb des Nationalparks, liegt der wichtigste Ort der Region - Bar Harbour. Diese Kleinstadt ist wirklich sehenswert. Wie anders wäre es zu erklären, dass schwerreiche Familien wie die Astors und die Rockefellers hier ihre Feriensitze hatten. Entzückende Läden, exquisite Hotels und einladende Guesthouses prägen den Ort. Kleine, gut gepflegte und rund um das Zentrum gruppierte Parkanlagen lockern das Stadtbild auf. An Abwechslung fehlt es nicht. Einziger Wehmutstropfen ist, dass hier in den Monaten September und Oktober die Kreuzfahrtgesellschafen alle halten und eine Unmenge an Menschen ausschütten. Wenigstens gibt es keine Kaianlagen und die Schiffe müssen vor der Stadt in der Bucht ankern - das zerstört immerhin das Stadtbild nicht so sehr wie andernorts.





"Die" Touristenattraktion im Acadia National Park ist das sogenannte Thunder Hole, eine Spalte zwischen den Felsen, durch die die ankommende Welle mit voller Wucht gegen die Felsen gedrückt wird. Wenn man Glück hat, spritzt sie bis zu 30 Meter hoch und wenn man Pech hat, wird man dabei nass. Oder das Spektakel findet wegen Sanftheit des Meeres gar nicht statt. Auf jeden Fall fahren hier alle Busgesellschaften hin. Nun ja, wir haben eben schon zu viel gesehen im Leben...





























